9 Praxistipps für erfolgreiche Kreativ-Workshops

Foto © Sven Körber 2013

Im Zeitalter der Ko-Kreation, also der verstärkten direkten Zusammenarbeit mit Auftraggebern aus Fachbereichen und Kunden-IT sowie Endkunden, treffen unsere Berater auf Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Denk- und Kommunikations-Stilen. Es ist also essenziell, diese zu erkennen und alle Teilnehmer mit Hilfe geeigneter Methoden zu befähigen.

Im Folgenden stelle ich drei Beobachtungen aus der Gruppen-Moderations-Praxis vor, zusammen mit Tipps und Lösungs-Ansätzen. Dieser Artikel ist vor allem für diejenigen interessant, die selbst aktiv Meetings und Workshops strukturieren oder moderieren.

Ungewöhnliches Denken durch einen sicheren Rahmen motivieren

Beobachtung: Das Potenzial für Kreativität ist eingeschränkt, wenn es als persönliches Risiko erscheint, Beiträge abseits des Bekannten und Akzeptierten vorzubringen.

Tipp 1: Wir steuern die Gruppenzusammensetzung aktiv: Im Vorfeld stellen wir sicher, dass die Teilnehmer unterschiedliche Erfahrungshintergründe besitzen. Weisungsbefugte und ihre jeweiligen Mitarbeiter kommen jedoch nicht gemeinsam in Kleingruppen. Ungewöhnliches zu denken ist explizit erwünscht; wir unterstützen das mit entsprechenden Methoden wie z.B. SCAMPER.

Tipp 2: In der Gruppenbildungsphase setzen wir Empathie-fördernde Techniken ein. Dafür nutzen wir z. B. Bildkarten in der Vorstellungsrunde ein.

Tipp 3: Wertschätzung ist die Vorbedingung für jede produktive Kommunikation. Wir etablieren diese als klare Spielregel und der Moderator fordert sie konsequent ein.

Nur Beiträgen Zeit einräumen, die auch das Gesamtergebnis voranbringen

Beobachtung: In vielen Gruppen kommt es ohne hinreichend aktive Moderation dazu, dass sich Inhalte in den Beiträgen wiederholen. Manche Teilnehmer haben das Bedürfnis, ihre Zustimmung dadurch auszudrücken, dass sie bereits Bekanntes nur mit eigenen Worten wiederholen. Gelegentlich trifft man auf Teilnehmer, die reden, um einen Gedanken für sich zu Ende zu führen, wobei sie sich argumentativ im Kreis drehen.

Tipp 4: In manchen Kontexten begrenzen wir redundante Beiträge, indem wir Zustimmung zum kurzen Ritual machen und Dopplungen explizit stoppen (vgl. die Methode, bei Zustimmung einfach nur gush zu sagen wie es sich in Writer’s Workshops auf der EuroPLOP–Konferenz eingebürgert hat).

Tipp 5: Wir begrenzen explizit die Redezeiten – lange Sprechdauern bedeuten selten, dass auch der Erkenntnisgewinn der Gruppe steigt.

Wechsel zwischen Problemlösungsorientierung und Big-Picture-Denken fördern

Beobachtung: Detailliert analysieren zu können und daraus Problemlösungen zu erarbeiten sind wichtige Fähigkeiten von IT-Projekt-Teilnehmern. In Innovationsprozessen lässt die Lösungsorientierung allerdings Probleme in den Vordergrund treten, so dass anschließend konservative Entscheidungen gefällt werden anstatt neue Wege zu gehen.

Tipp 6: Um die Effizienz einer Gruppe zu steigern, lässt man zunächst möglichst viele alternative Gedankenexperimente zu und sammelt Ergebnisse daraus für alle gut sichtbar im Raum. So ist es möglich, aus dem Überblick heraus eine klare Bewertung vorzunehmen und den bevorzugten Weg im Folgenden zu detaillieren (vgl. den Übergang „Ideation-> Definition“ im „Double Diamond Model of Product Definition and Execution“ bei Peter Merholz ).

Tipp 7: Um möglichst viele unterschiedliche Ideen in kurzer Zeit zu generieren, bevorzugen wir Methoden, die mit einer Einzel- oder Kleingruppen-Arbeit beginnen und dann ins Plenum wechseln. Dazu zählen das sog. Brainwriting ebenso wie die Methode des morphologischen Kastens. Beide Methoden sind in unserer Praxis sehr viel produktiver als offenes Brainstorming. Sie holen auch stillere Teilnehmer gut ab.

Tipp 8: Der Moderator sollte die gesamte Dramaturgie des Workshops schon zu Beginn in einer offen sichtbaren Agenda präsent halten und in den Aktivitäten verschiedene Denkstile ermöglichen. So kann er den Teilnehmern authentisch zeigen, dass es einen Platz für ihre Beiträge gibt. Wenn es zum Beispiel stark lösungsorientierten Teilnehmern schwerfällt, noch weiter Alternativen zu entwickeln anstatt in die detaillierte Problemlösung einzusteigen, reicht oft ein Verweis auf eine spätere Aktivität, um ihnen das Gefühl zu geben, dass auch ihre Gedanken Gehör finden werden. So sind sie freier, sich auf den aktuellen Workshopteil einzulassen.

Tipp 9: Um die Spannbreite an Feedback-Arten in einem Meeting zu erhöhen, bietet sich eine Methode wie deBonos Six Thinking Hats an. Dabei geben die Teilnehmer immer nur eine bestimmte Art von Feedback zur Zeit (Weiß: bezogen auf Daten, Rot: intuitiver Zugang, Schwarz: negative Aspekte, Gelb: positive Aspekte, Grün: kreative Aspekte, Blau: auf den Ablauf des Meetings bezogene Aspekte)

Es gibt in den meisten Unternehmen immer noch zu viele unter-moderierte Workshops, bei denen die Teilnehmer mental Däumchen drehen. Wenn Sie diesen Effekt auch kennen und weitere Tipps und Tricks kennen, freue ich mich auf Ihren Kommentar zu diesem Artikel.

– Ein Beitrag des ehemaligen Kollegen Sven Körber

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